Wenn das Thermometer bis aufs Minimum fällt und der Touristenrummel die Küsten der Insel verlassen hat, zeigt sich Ibiza, wie es wirklich ist: echt, ruhig und seinen Traditionen treu. Ein Reiseziel, das wenig zu tun hat mit den überfüllten Abenden von Benirrás, und dessen wahrer Charakter viel weiter geht als ein Bummel durch Atlantis oder durch die Hippiemärkte von Las Dalias oder Sant Rafael.

Auf dieser Route schlagen wir Ihnen nicht nur vor, dieses unbekannte Gesicht Ibizas zu entdecken, sondern auch die natürliche, historische und bäuerliche Seite. Zwei Tage, an denen Sie das Schweigen der Insel genießen können und die mit einem Tagesausflug zu einem jener Dörfer beginnen, die mit ihrer Physiognomie und ihren Bräuchen die gesamte Insel geprägt haben.

Unser erster Tag auf der Route des natürlichen Ibizas beginnt zwölf Kilometer nordwestlich von der Hauptstadt, genau im Ort Sant Antoni de Portmany. Ein Ort, an dem sich die Küste, die schönen Sonnenuntergänge von Ses Variades und die Landschaften des Inselinneren harmonisch vereinen, um den perfekten landschaftlichen Orte zu kreieren. Am Ausganspunkt angelangt, und nach dem Genuss eines Frühstücks mit Kaffee und Orelletes (dem typischen Gebäck der Insel), sollten Sie die Kirche von Sant Antoni besuchen (Sie war in der Vergangenheit Ibizas der lokale Obdachort). Ebenfalls empfehlenswert ist das historische Zentrum des Ortes. Hier werden Sie nicht nur die echten handbemalten Stoffe finden, sondern können auch das beste Gebäck und die erlesensten lokalen Weine probieren.

Ein anderer Ort, der für die Geschichte Ibizas, seine Bräuche und seine Lebensweise von fundamentaler Bedeutung war, ist Sant Miquel. Dieser Ort, an den Sie nach dem Genuss anderer Sehenswürdigkeiten wie der unterirdischen Kapelle von Santa Agnès oder der schönen Cova des Vi erreichen, beherbergt einen der schönsten und am wenigsten bekannten und unberührten Schätze Ibizas: die Höhle von Sant Miquel. Mit ihrer mehr als hunderttausendjährigen Geschichte und ihren 40 Metern Tiefe führt Sie ein Besuch der Höhle zu kleinen Seen, Wasserfällen, Licht und Ton. Sie werden sich wie auf einem anderen Planeten fühlen.

Wenn Sie Kurs auf den Norden der Insel nehmen (in ca. 7 Kilometer Entfernung von Sant Antoni de Portmany), gelangen Sie ans Ziel dieser Route durch das natürliche und unbekannte Ibiza: Sant Joan de Labritja. Obwohl es für viele nur eines der weißen Dörfer ist, die sich durch ihre Ruhe auszeichnen, ist Sant Joan ein wahrer Schatz der Inselgeschichte: Der Ort nimmt die ländliche Architektur von Balàfia auf, die auf die Zeiten der Mauren zurückgeht und uns Hinweise darauf gibt, welchen Änderungen diese kleine Baleareninsel im Laufe der Jahrhunderte ausgesetzt war.

Nachdem Sie die Arbeitsweise der Inselbewohner aus der Nähe betrachtet und entdeckt haben, wie die Bauern ihre Felder und Höfe bestellen, und nachdem Sie tausendundeine Postkartenansichten genossen haben, dürfen Sie den Ort nicht verlassen, ohne einen Bissen in einem der typischen lokalen Restaurants zu sich zu nehmen. Das Menü? Folgen Sie den Empfehlungen der Kellner, die Ihnen saisonale Gerichte anbieten werden, denn sie sind immer ausgezeichnet.

Kein Besucher Ibizas kann sich rühmen, ein „vorbildlicher Gast“ der Insel zu sein, ohne vorher die “Ruta del Río” zu kennen. Der Pfad ist der Star unter den Pfaden und Wegen der Insel und der perfekte Plan für die Wintermonate. Mit Start und Ziel in Santa Eulària des Riu, bringt Ihnen die “Ruta del Río“ die Geschichte des einzigen Flusses der Insel Ibiza (und auch der Balearen) und alles, was mit ihr zusammenhängt, näher. Die Route hat ca. 12 Kilometer und ist leicht zu bewältigen. Sie bietet zahlreiche Postkartenanblicke, Sagen mit Zwergen und Teufeln und Kulturzentren, in denen Sie erfahren können, wie das Leben der Insel früher war.

Obwohl die Route nicht allzu lang ist, ist es empfehlenswert, sie früh am Morgen zu beginnen, um alle Stunden mit Tageslicht gut zu nutzen (vergessen Sie nicht, dass die Sonne auf den Balearen viel früher als an anderen Orten Spaniens untergeht, und es ist gut möglich, dass es um sechs Uhr abends bereits dunkel wird).

Ziehen Sie Ihre Berg- oder Wanderschuhe an und füllen Sie ihren Rucksack mit allem notwendigen für den Ausflug. Die Route beginnt an der Mündung des Flusses Santa Eulària; gehen Sie in direkter Linie bis zur alten Brücke, jener Brücke, die laut der lokalen Sage in einer einzigen Nacht von kleinen Geistern, genannt Fameliars, gebaut wurde.

Es lohnt sich, einen Halt einzulegen, um die Getreidemühlen zu betrachten. Vom Wasser angetrieben, waren sie für das wirtschaftliche Leben des Ortes von großer Wichtigkeit. An diesem Punkt angekommen, am Fuß des Puig de Missa, können Sie nicht nur diesen Anblick genießen, sondern auch einen Abstecher zum Interpretationszentrum des Santa Eulària einlegen, um die Geschichte des Flusses besser kennenzulernen.

Je weiter Sie sich von Santa Eulària des Riu entfernen, desto mehr tauchen Sie in die Landschaft der Obstbäume ein. (Der Anblick ist besonders im Frühling beeindruckend.) Die mediterranen Wälder sind voller Kiefern, und in ihnen nisten die einheimischen Vogelarten der Inseln. Da man an den Startpunkt zurückzukehren will, ist es ratsam, nicht mehr als drei Stunden in den Hinweg zu investieren. Der Rückweg auf demselben Weg ist dann umso leichter.

Zurück an der Flussmündung, haben Sie eine Erfrischung verdient. Wir schlagen Ihnen den Abschluss der Wanderung mit einem Fischeintopf (Guisat de Peix) vor, einem der schmackhaftesten Fischgerichte der Küche Ibizas. Der Preis ist in den meisten Restaurants auf der Promenade von Santa Eulària des Riu erschwinglich, und so sollten Sie dieses Gericht probieren, um die Philosophie der Insel besser zu verstehen.

 Der Ursprung dieses Gerichtes? Obwohl viele vermuten, dass dieses Gericht vom Herd unserer Mütter und Großmütter entstammt, so entstand der Guisat de Peix dennoch an Bord der Schiffe, die mehrere Tage lang zum Fischen ausliefen. Um nicht zum Hafen zurückkehren zu müssen, nutzen die Fischer all das, von dem sie wussten, dass es unverkäuflich war, für dieses Gericht, indem sie den Fisch in seinem eigenen Saft mit Gemüse mischten. Das Ergebnis? Eines der schmackhaftesten Gerichte der Welt.